Besser später als nie: Hier ist die Jahresbilanz 2018!
Das Jahr war mit einer mittleren Temperatur von 11.4°C in Mörschwil das wärmste der vergangenen sieben Jahre. Schweizweit wurden laut Meteoschweiz vielerorts die bisherigen Jahresrekorde deutlich übertroffen. Besonders die Trockenheit war immer wieder ein Thema: Mit 963 mm Niederschlag war das Jahr auch das trockenste seit Messbeginn meiner Station (2012). Es fehlte fast ein Fünftel des üblichen Jahresniederschlags, was rund zwei Monatsniederschläge sind!
Januar
Das Jahr startete mit einem typischen Mildwinterjanuar. Die Temperatur lag 3 Grad höher als üblich und auch der Niederschlag lag über dem Soll. Das milde Westwindwetter erreichte seinen Höhepunkt am 3. Januar mit dem nicht so typischen Sturmtief Burglind. Verbreitet kam es zu orkanartigen Sturmböen über 100 Km/h, in etwas exponierteren Lagen auch zu Orkanböen über 118 Km/h. Der Sturm zählt zu den stärkeren der letzten Jahrzehnte, verursachte erhebliche Waldschäden und forderte schweizweit 16 Verletzte.
Februar
Der Winter kam dann doch noch. Der Februar war frostig mit drei Grad unter dem Normwert. Gegen das Monatsende erfasste eine markante Kältewelle die Schweiz. Mehr als eine Woche lang stieg die Temperatur bis in den März hinein nicht über den Gefrierpunkt. Am 28. Februar wurde ein Tiefstwert von -13.5°C gemessen, was kein Rekord aber doch sehr kalt ist. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass am 26. Februar die Höchsttemperatur gerade einmal -8.2°C erreichte.
März
Der März brachte einen Mix aus Frühling und spätwinterlicher Kälte. Der 1. März war noch sehr kalt mit einem Temperaturminimum von -8.2°C. Insgesamt war der Monat ein Grad zu kalt.
April
Von Kälte wollte der April nichts mehr wissen. Stattdessen war er in der zweiten Hälfte extrem warm und brachte bereits fünf Sommertage mit 25°C. Der Temperaturüberschuss im Monatsmittel betrug rekordverdächtige 5 Grad. In St. Gallen war es gar der wärmste April seit mehr als einem Jahrhundert. Dazu fielen gerade einmal 20 mm Niederschlag, etwa ein Viertel der Norm.
Mai
Auch der Mai war sehr warm mit 2.5°C Temperaturüberschuss. Immerhin fiel auch die übliche Regenmenge. Am 15. Mai fand wohl das meteorologische Highlight des Jahres statt: Bei einem kräftigen Gewitter entwickelte sich rund zwei Kilometer von meiner Wetterstation entfernt ein Tornado, der nach einem Augenzeugenbericht an einem Waldrand in Wittenbach Äste von den Bäumen riss und in die Luft schleuderte. Mehr dazu: Tornado Wittenbach. Leider habe ich das Gewitter selbst nicht miterlebt. Knapp eine Woche später kam es erneut zu einem kräftigen Gewitter. Diesmal kam viel Wasser vom Himmel: Meine Wetterstation mass 40.2 mm Starkregen in einer Stunde. Zudem fielen auch kleine Hagelkörner. Der Regen war aber nur sehr lokal so intensiv und über Schäden ist mir nichts bekannt. Ende Monat fielen bei heftigen Gewittern in der Ostschweiz lokal grössere Hagelkörner, Mörschwil blieb aber verschont.
Juni
Auch der Juni war deutlich zu warm. Dank einem Starkregenereignis zur Monatsmitte hielt sich das Regendefizit in Grenzen. Die ersten zwei Wochen waren sommerlich und ziemlich warm, aber nicht heiss. Zur Monatsmitte kam es zu ergiebigen Regenfällen. In Mörschwil fielen in 24 Stunden 58 mm Regen bei kühlen 15 Grad. Die zweite Monatshälfte war normal temperiert: Mal war es sommerlich warm, mal kühler. Regen fiel nur selten.
Juli
Im Juli kam der Sommer richtig in Fahrt. Er war mit einem Temperaturüberschuss von 2.5 Grad sehr warm und zudem viel zu trocken: Gerade einmal 45 statt der üblichen 130 mm Niederschlag kamen vom Himmel. Trotzdem kam der erste Hitzetag im Jahr so spät wie noch nie in meiner Messreihe: Erst am 24. Juli wurden zum ersten Mal 30 Grad gemessen. Danach folgte dafür eine umso intensivere Hitzewelle: Bis zum Monatsende gab es acht Hitzetage mit einem Höchstwert von 34.8°C am 31. Juli. Noch heisser war es zuletzt im Jahr 2013.
August
Auch im August blieb die Wärme. Der Monat war etwas mehr als 3 Grad zu warm, was im Sommer recht markant ist. Dafür war die Regenmenge durchschnittlich. Der Nationalfeiertag war sehr heiss mit 34.7°C. Am Abend türmten sich bedrohliche Wolken auf, die schwere Gewitter mit heftigem Starkregen und orkanartigen Böen brachten und Schäden verursachten. Zahlreiche Keller wurden überflutet. In Steinach trat der gleichnamige Bach über die Ufer und überschwemmte unter anderem das Lager einer Elektronikfirma. Meine Wetterstation mass neue Rekorde: Mit 30.3 mm in zehn Minuten wurde der bisherige Rekord für diese Zeitspanne weit in den Schatten gestellt. Auch die Stundesumme von 54.3 mm schaffte es auf Platz 1. Ausserdem wurde das Gewitter von Sturmböen um 90 Km/h begleitet, wodurch verhältnismässig wenige Schäden enstanden. Die Abkühlung war nur kurz. Es folgten weitere Hitzetage mit bis zu 34°C. Danach gingen die Temperaturen in den normaleren Bereich zurück. Die letzten Stunden des Jahres brachten noch ein Spektakel: Vor Arbon entwickelte sich eine gut ausgebildete Wasserhose, die den Hafen streifte. Und ich war zur rechten Zeit am rechten Ort.
September
Ich lasse Sie mal raten, wie die Bilanz des Septembers war.
…nicht schummeln…
Richtig: Er war zu warm und zu trocken, wie fast jeder Monat in dem Jahr. Die Durchschnittstemperatur lag zwei Grad höher als normal und es fielen nur zwei Drittel des normalen Niederschlags. Bis am 23. drehte der scheinbar ewige Sommer eine ausgiebige Extrarunde mit zehn Sommertagen. Dann brachte eine Kaltfront einen Temperatursturz, so dass am 25. mit 2.3 Grad die kälteste Septembernacht seit mindestens sechs Jahren gemessen wurde.
Oktober
Der Oktober machte ein wenig Fortschritt zurück zur Normalität. Der Temperaturüberschuss betrug nur noch ein Grad und das Niederschlagsdefizit einen Fünftel. Bis nach der Monatsmitte herrschte warmer Altweibersommer. Zum Monatsende erfasste kurz kühle Luft die Schweiz: Am 28. stieg die Temperatur nicht über 3.2°C. Danach tobte ein Föhnsturm. Meine Wetterstation mass 20 Km/h Wind im Mittel, was Böen um 80-90 Km/h in freier Lage entspricht. Im Appenzellerland wurden 100-130 Km/h gemessen und lokal entstanden Waldschäden.
November
Etwas zu warm und sehr trocken – so zeigte sich der letzte Herbstmonat. Die Temperatur lag knapp ein Grad über dem Normwert und mit 18 mm Niederschlag fiel nicht einmal ein Viertel der Norm. Der 6. November war richtig warm mit 20.8°C als Höchstwert. Nach der Monatsmitte gab es dann die ersten Frostnächte. Auch die Tageshöchstwerte waren mit 1 bis 6 Grad spätherbstlich bis frühwinterlich. Die letzten Tage des Monats brachten den Grossteil des spärlichen Monatsniederschlags.
Dezember
Im langjährigen Mittel gehört der Dezember zu den trockensten Monaten. Nicht so im Jahr 2018. Die Daten sind nicht ganz vollständig, aber die gemessenen 112 mm liegen jedenfalls klar über der Norm. Üblicherweise können etwa 70 mm erwartet werden. Da war mancher andere Monat im Jahr wesentlich trockener. Da viel Regen im Winter meist in Kombinationation mit mildem Westwindwetter auftritt, war auch der letzte Monat deutlich wärmer als normal. Der Temperaturüberschuss betrug rund 3 Grad. Trotzdem blieb der Winter nicht ganz fern. Zwar gab es mehrere Vorstösse milder Luft mit über 10 Grad, aber um die Monatsmitte sanken die Temperaturen nachts auch mal deutlich unter den Gefrierpunkt. Der Monatstiefstwert lag bei immerhin -7°C.
Jahrestabelle:
Monat | Tem- peratur [°C] |
Norm-wert [°C] | Ab- weichung [°C] |
Nieder- schlag [mm] |
Norm- wert [mm] |
Ab-weichung [%] | ||
Januar | 4.2 | 0.5 | +3.5 | 90 | 70 | +30 | ||
Februar | -2.0 | 1.0 | -3.0 | 60 | 70 | -15 | ||
März | 4.6 | 5.5 | -1.0 | 88 | 75 | +15 | ||
April | 13.8 | 9.0 | +5.0 | 21 | 95 | -80 | ||
Mai | 16.1 | 13.5 | +2.5 | 122 | 120 | 0 | ||
Juni | 19.0 | 17.0 | +2.0 | 107 | 125 | -15 | ||
Juli | 21.3 | 19.0 | +2.5 | 45 | 130 | -65 | ||
August | 21.8 | 18.5 | +3.5 | 142 | 125 | +15 | ||
September | 16.5 | 14.5 | +2.0 | 85 | 105 | -20 | ||
Oktober | 11.6 | 10.0 | +1.5 | 73 | 85 | -15 | ||
November | 5.5 | 4.5 | +1.0 | 18 | 85 | -80 | ||
Dezember | 3.8 | 1.5 | +2.5 | 113 | 80 | +40 | ||
Jahr | 11.4 | 9.5 | +2.0 | 963 | 1185 | -20 |
Anmerkung: Die langjährigen Durchschnittswerte beziehungsweise Normwerte, sowie die Abweichungen wurden bewusst gerundet, da die Normwerte eine Schätzung aus Werten naheliegender Stationen sind. Um die exakten Werte für meine Station zu bestimmen, reichen sechs Jahre nicht aus, es müssten nach Klimatologiestandard 30 Jahre sein.