Zwei Wochen früher Frühling
Gerade gestern habe ich im Zusammenhang mit dem sehr warmen März über den Klimawandel geschrieben. Der Frühling hat sich im bisherigen 21. Jahrhundert gegenüber dem 20. Jahrhundert um über 1°C erwärmt. Das bedeutet in etwa, dass im Mittel der Winter ein bis zwei Wochen früher zu Ende geht und der erste Tag mit über 20°C ebenso viel früher eintritt.
Dass der Kohlendioxidgehalt der Luft mit jedem Jahr höher wird und sich damit der Treibhauseffekt der Erde erhöht, ist nichts Neues. Trotzdem ist das Thema natürlich nach wie vor sehr wichtig, da unsere Zukunft sehr stark vom Klima abhängt. Warmphasen gab es in der Erdgeschichte immer wieder, aber das derzeitige Exemplar zeichnet sich durch einen extrem raschen Temperaturanstieg aus.
Kalt oder warm – was ist besser?
Aber was soll daran schon schlimm sein, wenn es wärmer wird? In der Schweiz ist es sowieso zu kalt! Ich stelle Ihnen diese Frage gerne noch einmal, wenn Sie diesen Sommer bei über 30°C schwitzen. Hitzewellen fordern immer wieder viele Todesopfer, insbesondere ältere Personen. So schreibt Wikipedia bezüglich des Hitzesommers 2003:
“[Der Sommer 2003] …ist eine der schwersten Naturkatastrophen Europas der letzten 100 Jahre und wohl das schlimmste Unwetterereignis in Europa seit Beginn der modernen Geschichtsschreibung.”
Über 20’000 Menschen verloren aufgrund der Hitze im Sommer 2003 in Europa ihr Leben. Allein in der Schweiz waren es gut 1000 Todesfälle mehr als üblich von Juni bis August.(NZZ)
Im Jahr 2015 folgte ein weiterer sehr heisser Sommer. Die Werte von 2003 wurden nicht erreicht, dennoch kam es zu Dürre und Flüchtlingswellen wurden zum Problem.
Nicht zu leugnen ist aber, dass Kältewellen ebenfalls viele Todesopfer fordern. Diese Studie kommt gar zum Ergebnis, dass Kältetote viel häufiger sind als Hitzetote.
Allerdings wären Kältetode meistens vermeidbar mit guter Kleidung und einem festen Wohnsitz mit Heizung. Nächtliche Temperaturen von -20°C über ein, zwei Wochen würden wir in der Schweiz überleben. Das Problem sind Obdachlose, und dieses Problem ist mehr politisch. Würde man ihnen ein geheiztes Haus zur Verfügung stellen, dann wird es kaum Todesopfer aufgrund der Kälte geben.
Das andere Extrem wären zwei Wochen mit Tageshöchstwerten von 35°C. Hier wird es schon kritischer. Im Freien ist diese Temperatur schon bei Ruhe sehr belastend für den Körper, vor allem wenn die Luft noch leicht feucht ist. Für Menschen mit ohnehin schwachem Kreislauf wegen Alter oder Krankheit steigt dabei bereits das Risiko eines Hitzeschlags, besonders wenn die Hitze wie im Beispiel länger andauert. Dagegen etwas zu tun ist schon schwieriger. Klimaanlagen wären eine Möglichkeit, aber im Freien kann man sich vor Hitze nicht wirklich schützen. Bisher gab es eine zweiwöchige Hitzewelle mit täglich 35°C in den Niederungen der Alpennordseite der Schweiz noch nicht. An den meisten Orten wurden die 35°C nur knapp an zwei Tagen erreicht.
Ausserdem sei erwähnt, dass in Indien Hitzewellen mit bis zu 40 Grad immer wieder viele Todesopfer fordern. Dagegen leben Inuits auch bei zweistelligen Minusgraden.
Worauf ich hinaus will: Hitze ist eher gefährlicher als Kälte, zumal der Mensch der Hitze machtloser gegenübersteht. Der Mensch ist ein Wesen aus der Eiszeit, wie folgende Darstellung zeigt:
Quelle: Wikipedia
Den Menschen gibt es seit etwa 600’000 Jahren. Laut dieser Darstellung war es in dieser Zeit global meistens deutlich kälter als heute. Der Mensch ist ein Wesen der Eiszeit! Ein Grad Celsius mehr als heute hat der Mensch schon einmal überlebt 100’000 Jahre vor heute. Daher ist bei einem “planmässigen” Verlauf des Klimawandels nicht zu erwarten, dass die Existenz des Menschen in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren ernsthaft bedroht wird. Steigt die Temperatur allerdings um 3 bis 7°C gegenüber 1961 bis 1990 an, was etwa 2 bis 5°C mehr sind als heute, dann wird die Sache schon massiv brenzliger. Denn dies entspräche mit Abstand der wärmsten Epoche, die der Mensch je gesehen hat. Und dann ist es natürlich fragwürdig, wie gut unsere Spezies, dies überstehen wird. Die höheren Breiten erwärmen sich generell mehr als die äquatorialen Gebiete. Beim “Worst-Case-Szenario” von +7°C könnte sich der Äquator beispelsweise “nur” um 3 Grad erwärmen, während es in der Polarregion vielleicht 13 Grad sind. Aber auch +3°C am Äquator sind schon eine recht gefährliche Verschärfung der dortigen Hitze.
Klimatisches Minenlager Sibirien
Was aber passiert, wenn der Klimawandel nicht planmässig verläuft, das heisst, wenn sich der Treibhauseffekt unerwartet stark erhöht? Das ansteigende Kohlendioxid ist in aller Munde, aber es gibt noch ein viel wirksameres Treibhausgas: Methan. Es kommt vor allem aus der Landwirtschaft und ein Teilchen Methan hat die gleiche Wirkung wie 30 Teilchen Kohlendioxid. Über einen Bericht von kaltwetter.de bin ich auf die enormen Mengen an gespeichertem Methangas im Permafrost Sibiriens aufmerksam geworden. Durch Erwärmung und das folgende Auftauen des Bodens gelangt das hochwirksame Treibhausgas in die Atmosphäre.
Laut kaltwetter.de könnten beim vollständigen Auftauen des Permafrosts plus der Erwärmung des Ozeans über eine halbe Billiarde Tonnen Methan freigesetzt werden. Einen wissenschaftlichen Beleg für diese Zahl habe ich nicht gefunden. Würde diese gesamte Menge Methan in die Atmosphäre gelangen, würde sich der Methangehalt verzehnfachen, womit die Temperatur um rund 10°C ansteigen könnte. Da diese Werte weit, weit über allem liegen würden, was der Mensch je gesehen hat, würde dies höchstwahrscheinlich das Ende der Menscheit bedeuten oder zumindest eine massive Abnahme der Population, da nur noch nördliche Gebiete bewohnbar wären. Vor 250 Millionen Jahren sorgten stark ansteigende Kohlendioxid- und Methankonzentrationen für einen Temperaturanstieg von rund 10°C, was ein Massensterben auslöste. Der Anstieg der Methankonzentration erfolgte durch die temperaturbedingte Freisetzung von gebundenem Methan aus Ozeanen. (Wikipedia)
Danach kam das Trias, die Zeit der Dinosaurier.
Ob tatsächlich die Apokalypse bevorsteht oder ob dies nur übertriebene Horrorvorstellungen sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Im Prinzip klingt die Argumentation (leider) tatsächlich plausibel, allerdings konnte ich noch keine Bestätigung dafür finden, dass Sibirien wirklich soviel Methan gespeichert hat. Aber jedenfalls klingt das Ganze ziemlich beunruhigend! Ich hoffe, dass dazu bald wissenschaftliche Studien vorhanden sind.
Fazit
- Der Frühling kommt im Mittel 2 Wochen früher als noch im 20. Jahrhundert
- Die aktuelle Klimaerwärmung geschieht schneller als alle bisherigen
- Der Mensch ist ein Wesen der Eiszeit: Er ist empfindlicher auf Hitze als auf Kälte
- So warm wie jetzt war es global erst einmal seit der Mensch existiert
- Die Klimaprognosen zeigen weitaus höhere Temperaturen zur Mitte des Jahrhunderts als der Mensch je gesehen hat
- Durch Auftauen des Permafrosts wird Methan freigesetzt, das viel stärker zur Erwärmung beiträgt als Kohlendioxid, im Extremfall könnte eine Erwärmung von 10°C bevorstehen, die die Existenz des Menschen bedroht