Der Montag, 25.Juli 2005 war nur ein mässig warmer Tag. Die Höchstwerte erreichten mit 23°C nicht einmal die Sommermarke und die Sonne zeigte sich nur hin und wieder. Unwetter? Nein, dafür ist es zu kalt.
Ich kann mich an den Tag nicht erinnern, war da auch erst sieben Jahre alt und war zwar schon fasziniert von Blitzen, aber verfolgte Gewitterlagen nicht bewusst. Ich kann nur aus Wetterdaten und berichten rekonstruieren.
Jedenfalls zogen gegen Abend aus Westen Gewitter auf trotz nur mässig warmen Temperaturen. Wie schon oft erklärt, muss es zur Bildung von Gewittern nicht unbedingt heiss sein, sondern die Temperatur muss mit zunehmender Höhe stark abnehmen. Tatsächlich war in 5.5 Kilometern Höhe mit -12°C eine einigermassen kalte Luftmasse vorhanden, zudem war die Feuchtigkeit ziemlich hoch, sodass sich trotzdem mässige Labilität mit rund 700 J/Kg CAPE aufbauen konnte. CAPE ist ein Labilitätsmass, <300 J/Kg ist geringe, >1000 J/Kg hohe Labilität. Im Südwesten des Thurgaus brachten die Gewitter intensive Niederschläge, bevor sie um 19 Uhr den Bodensee erreichten. Die Labilität alleine wäre aber für richtige Unwetter zu gering gewesen. Es kam die von mir schon oft erwähnte Windscherung ins Spiel. Am Boden war der Wind vor den Gewittern nur schwach, aber ab 3 Kilometern Höhe blies er mit stürmischen 90 Km/h daher. Dies führt dazu, dass die Gewitter langlebiger sind und somit heftiger werden. Die Höhenwinde können ausserdem im Abwindbereich, in dem der Niederschlag fällt, zum Boden umgelenkt werden und durch den Abwind, sowie Verdunstungskälte verstärkt werden. Manchmal kommt es zu verbreiteten Sturmböen, wie in – eher gemässigter Form – am vergangenen Samstag, allerdings können einzelne starke Gewitterzellen lokal weitaus stärkere Böen bringen. Genau dies geschah an diesem Tag in Altenrhein weniger als 20 Kilometer von Mörschwil entfernt.
In St. Gallen waren die Messwerte unauffällig, 13 mm Regen und eine Windböe von 61 Km/h sind normal bei einer Gewitterfront. In Rorschach war das Gewitter schon heftiger und überflutete Keller, eventuell auch in Mörschwil (?). Doch was in Altenrhein passierte war alles andere als normal. Am Rande einer durchziehenden Gewitterzelle kam es zu enormen Windböen. Es handelte sich um einen sogenannten Downburst, eine heftige Fallböe bei einem Gewitter. Die Meteoschweiz-Wetterstation Altenrhein beim Flugplatz mass um 19:20 Uhr eine Windböe von 144 Km/h, was volle Orkanstärke ist. Sogar der Sturm Lothar in St. Gallen im Dezember 1999 war schwächer. Am Seeufer wurden nahezu alle Bäume umgeworfen! Am Flughafen wurden 20 Fahrzeuge und 10 Flugzeuge zum Teil schwer beschädigt und am Tag danach lagen überall riesige Haufen mit Sturmholz. Auch ein Fabrikgebäude wurde von umstürzenden Bäumen beschädigt. Am Seeufer, wo die Böen ungebremst auftrafen, könnten die Böen sogar 150-180 Km/h erreicht haben! Im folgenden Bericht ist eine bebilderte Analyse des Ereignisses zu finden, die die Heftigkeit des Orkans zeigt. Sehen Sie selbst:
http://www.extremwetter.ch/gewitter25.htm
Da fehlen einem schlichtweg die Worte! Es war wohl eines der schwersten Gewitter in der Ostschweiz der letzten Jahrzehnte, zum Glück war es nur lokal.
Betraf der heftige Niederschlag an diesem Tag auch Mörschwil? Falls Sie etwas wissen, wäre ich an einer Mitteilung via Kommentar sehr interessiert.