Am vergangenen Freitag verursachte ein Gewittersturm in Wil Schäden. Augenzeugen sprachen von einem Tornado. Mittlerweile ist klar: Es war tatsächlich einer. Zu verdanken ist die rasche Aufklärung einem Augenzeugen, der einen Teil des Ereignisses gefilmt hat. Das Video zeigt eindeutig einen Tornado: Nur auf eng begrenztem Gebiet stürmt es stark, zudem werden Teile eines Gewächshauses bis weit in die Luft gewirbelt. Mit geübtem Auge erkennt man zeitweise auch einen Wolkenschlauch direkt an der Wolkenuntergrenze. Dass sich kein typischer Wolkenschlauch bis zum Boden ausbildete, lässt nicht am Tornado zweifeln. Dieser bildet sich nämlich nur, wenn der Wasserdampf der Luft auskondensiert, was in Wil nicht der Fall war. Nach ersten Erkenntnissen könnte der Tornado eine Strecke von über einem Kilometer zurückgelegt haben. Tornados werden auf einer Skala von F0 bis F5 eingeteilt, wobei F0 für “schwach” und F5 für “verheerend” steht. Die Wiler Windhose war wahrscheinlich ein schwaches Exeplar der Kategorie F0. Dabei dürften Windgeschwindigkeiten zwischen 60 und 120 Km/h aufgetreten sein.
Videoaufnahme des Tornados: Youtube
Wolkenwirbel bevor das Gewitter Wil erreicht: Youtube
Der Tornado entwickelte sich aus einer Superzelle, einer Gewitterzelle mit rotierenden Aufwinden.
Der letzte Tornado in der Ostschweiz ist übrigens erst ein Jahr her: Am 15. Mai 2018 zog ein Tornado – ebenfalls der Kategorie F0 – über unbebautes Gebiet in Wittenbach SG. Im Allgemeinen sind Tornados in der Region eher selten, aber im Thurgau gibt es mehrere äusserst starke Verdachtsfälle der letzten Jahrzehnte. Wahrscheinlich werden in Zukunft häufiger Tornados beobachtet, da dank Smartphones fast jeder in Sekunden eine Filmaufnahme starten kann.