Gestern zog eine Gewitterfront von Südwesten nach Nordosten durch die Nordschweiz. Besonders um Fribourg herum waren kräftige Gewitter mit Hagel und Sturmböen dabei, während sich die Gewitterfront bis in die Nordostschweiz abschwächte. Nur im nördlichen Thurgau um den Seerücken herum waren die Gewitter noch stark. So fielen in Salen-Reutenen fast 40 mm Regen, in Steckborn wurde eine Sturmböe von knapp über 80 Km/h gemessen und um Kreuzlingen hagelte es.
Auch heute stellt sich wieder eine Gewitterlage mit Unwetterpotential ein: Die Grundschicht ist warm und feucht mit Taupunkten um 16-17°C und darüber liegt kalte Luft in der Höhe. Zudem kann die Luft aufgrund geringer Temperaturabnahme in Bodennähe nicht weit aufsteigen, sodass keine frühen Gewitter im Mittelland zu erwarten sind und sich viel Energie anstauen kann, es werden wohl rund 1000 J/Kg MLCAPE sein. Wichtig ist heute seit längerem wieder einmal die Windscherung: In 5.5 Kilometern Höhe weht der Wind mit fast 60 Km/h, während es am Boden nur schwachwindig ist. Mit bis zu 20 m/s Winddifferenz – Windscherung – zwischen dem Boden und dieser Höhe sind heute gut organisierte Gewitter zu erwarten. Das Sounding (So ein Diagramm der Atmosphäre) sieht für mich wirklich nach einer Unwetterlage aus! Seit längerem besteht heute wieder einmal die Gefahr von Superzellen, also von sehr heftigen Gewittern.
Der Auslösemechanismus erreicht uns erst am späteren Abend in Form eines kurzwelligen Trogs aus Westen. Damit werden sich im Verlauf des Abends von Westen her Gewitter bilden, die möglicherweise als Gewitterfront wie gestern nach Nordosten ziehen.
Mögliche Gefahren:
Wie gesagt, die Unwetterlage würde ich heute als recht gefährlich einstufen, da die optimale Mischung von Windscherung und Labilität vorhanden ist. Selten treffen beide Parameter so gut aufeinander. Es sind im Bereich von Gewittern, insbesondere an einer Gewitterfront lokal schwere Sturmböen bis 100 Km/h zu erwarten. Bei gut organisierten Gewittern sind Hagelzüge zu erwarten, bei denen Hagelkörner mit 3 Zentimeter Durchmesser fallen können. Würde die Gewitterfront tagsüber durchziehen wären auch 4 Zentimeter möglich! Auch Starkregen mit Überflutungen ist möglich, aber das Ausmass wird geringer sein als bei anderen Gewitterlagen diesen Sommer, da die Zellen recht schnell ziehen und so die Regenmengen nicht so gross sind. Trotzdem sind örtliche Überflutungen möglich.
Es muss gesagt sein, dass es auch bei einer Unwetterlage längst nicht alle treffen wird. Grosshagel fällt nur lokal und auch schwere Sturmböen treffen nicht alle, wie auch Überschwemmungen. Zudem ist die gefährlichste Tageszeit etwa um 19 Uhr, danach nimmt die Sonnenstrahlung stark ab, was das Unwetterpotential besonders bezüglich Hagel minimiert. Die grösste Hagelgefahr liegt wohl eher etwas westlich des Warngebiets in der Region Zürich in Richtung Voralpen.