Die vergangenen Tage waren von hochsommerlichem Wetter geprägt. In Mörschwil wurden am Freitag und Samstag zwei Hitzetage registriert und das nicht nur knapp: Am Freitag stieg die Temperatur auf schweisstreibende 33.0 Grad. Wenn man bedenkt, dass der Hochsommer erst um Mitte Juli beginnt, ist dieser Höchstwert eindrücklich. Letztmals heisser war es am 15. August 2023 mit 34.9 Grad.
Nachdem sich die Gewitter am Samstag auf die Berge beschränkten, sind heute verbreitet Blitz und Donner zu erwarten und dies teils kräftig. Aus Zeitgründen muss ich die Einschätzung kurz halten.
Für Gewitter werden drei Zutaten benötigt: Instabilität, Feuchtigkeit und Hebung. Heftige Gewitter können auftreten wenn neben hoher Instabilität noch eine starke Windzunahme mit der Höhe, genannt “Windscherung” auftritt. In der Ostschweiz hat manchmal zudem der Föhn seine Finger im Spiel. Bei einer ausgeprägten Föhnlage passiert in den Föhngebieten meist wenig.
Wie sieht es heute aus? Die Schweiz liegt in einer feuchtwarmen und instabilen Luftmasse. Instabilität wird oft durch die für Konvektion verfügbare Energie, “CAPE”, angegeben. Diese ist heute mit rund 800 J/Kg noch mässig hoch, da die heisseste Luftmasse bereits etwas verdrängt wurde. Ausserdem dürfte heute die Sonne vielerorts nur 2 Stunden einheizen wenn überhaupt. Die Sonnennscheindauer ist heute eine der Hauptunsicherheiten. Ich denke es reicht für kräftige Gewitter in einigen Regionen, aber vermutlich nicht überall. Über jedem Quadratmeter Erdboden befinden sich heute 30-35 Liter Wasser in der Atmosphäre (“Precipitable Water”), was reichlich, aber nicht äusserst viel Feuchtigkeit bedeutet. Ob sich Gewitter zu langlebigen, gut organisierten Zellen oder Systemen mit schweren Fallböen und starkem Hagelschlag entwickeln können, entscheidet oft die Windscherung. Zwischen dem Boden und 6 Kilometer Höhe beträgt diese 15-20 m/s. Damit sind vor allem linienartig organisierte Gewittersysteme zu erwarten. Vereinzelt sind Superzellen mit heftigen Begleiterscheinungen möglich, dürften aber nicht zahlreich auftreten. Heute besteht lediglich eine Föhntendenz, die Gewitter am nördlichen Rand der Voralpen und im Mittelland kaum beeinflussen dürfte.
Zusammengefasst besteht heute eine Kombination aus mässig hoher Instabilität, etwas Sonnenschein, mässig hoher Feuchtigkeit und mässiger Windscherung. Also eine eher mittelmässige Gewitterlage ;). Das “mässig” gilt aber nur im Vergleich zu anderen potentiell gefährlichen Gewitterlagen! Es besteht durchaus Gefahrenpotential.
Gewitter können sich den ganzen Tag über entwickeln und ziehen von Südwesten nach Nordosten. Wahrscheinlich sind auf der Vorderseite einer Kaltfront zunächst Gewitter an den Voralpen, im Verlauf des Nachmittags der Durchzug einer Gewitterfront. Es mit mit verbreitet stürmischen Windböen, lokal auch mit starken Sturmböen über 90 Km/h, mittelgrossem Hagel und kurzzeitigem Starkregen gerechnet werden.
Besonders Freiluftveranstaltungen sollten die Lage genau beobachten, zumal die Sturmböen Zelte zerstören und bei heftigen Gewittern auch Bäume umwerfen können.
In der Nacht auf Montag beruhigt sich die Lage.