Herbstliche Aussichten

Ich wage nun, den Sommer für definitiv beendet zu erklären. Pünktlich zum meteorologischen Herbstanfang am 1. September stürzten die Temperaturen von hochsommerlichen 29°C auf herbstliche 13°C. Seither liegen die Tageshöchstwerte meist knapp unter 20°C und damit eher im kühlen Bereich für Anfang September. Aber es ginge auch anders: Der Begriff Altweibersommer kommt nicht von ungefähr. Mit einem Monatsmittel von knapp 15°C kann auch der September in warmen Phasen, wie der Mai, sommerliche Temperaturen bringen. Die Hitzemarke wird zwar im ersten Herbstmonat so gut wie nie mehr erreicht, aber dafür sind Schönwetterlagen häufig ziemlich stabil. Paradebeispiel ist der September 2016. Die erste Monatshälfte brachte Sommerwetter, wie man es sich im August gewohnt ist und nach dem wechselhaften Sommer wohl auch eine der besten Badewetter-Wochen.

Dieses Jahr zeigt der September ein anderes Gesicht. Anstatt Altweibersommer bekommen wir den Frühherbst zu spüren. Zwar war es mit 14.5°C im Durchschnitt bisher nur leicht zu kühl, aber glaubt man den Prognosen dürfte die Temperatur weiterhin unter den normalen Werten liegen:

Oben: Temperatur
Dicke rote Line: Mittel 1961 bis 1990. Schwarze Linie: Mittel aus allen Varianten
Unten: Niederschlag
Schwarze Linie: Mittel aus allen Varianten        Quelle: wetterzentrale.de

Dargestellt ist die Temperatur in etwa 1500 Metern über Meer. Um auf 500 Meter über Meer zu kommen, müssen zwischen 7°C bei Regen und 10°C bei Sonnenschein dazugezählt werden. Am Samstag und Sonntag wird es wieder regnerisch mit auf rund 15°C sinkenden Höchstwerten. Danach scheint sich die wechselhafte Witterung fortzusetzen. Es sind häufige Niederschläge prognostiziert, sodass ich davon ausgehe, dass vielleicht ein, zwei Tage mit Regen auf ein, zwei trockene Tage folgen. Die Temperatur ist naturgemäss nach sechs Tagen kaum mehr vorhersagbar, aber es ist auffällig, dass viele Modelläufe für die Jahreszeit zu kühle Temperaturen erwarten. Im Mittel werden 4°C unter dem Normwert berechnet, was doch signifikant ist. Wahrscheinlich erwarten uns einige Kälteeinbrüche aus Norden, bei denen die Tageshöchstwerte nur wenig über 10°C steigen, aber auch kurze Vorstösse etwas wärmerer Luft, wobei hin und wieder die 20 Grad-Marke noch leicht überschritten wird. Sommerwetter gäbe es, wenn im oberen Diagramm die 15 Grad überschritten werden (= 25°C in den Niederungen). Das könnte höchstens eine kurze Föhnlage bewirken.
Zu beachten ist eventuell noch, dass die Wettermodelle mit den Klimaveränderungen nicht klar kommen. Bei ungewöhnlich starken, anhaltenden Wärmephasen wie im Hitzesommer 2015 oder im Novenber/Dezember des gleichen Jahres möchten die Wettermodelle wieder zum Normalzustand zurück, da Wettermodelle mit Extremen nicht umgehen können. Ich weiss jetzt nicht, ob das Modell nicht verstanden hat, dass die Wärme auf unserem Planeten zugeneommen hat, oder ob wir tatsächlich eine so ausgeprägte Kältelage bekommen. Vor der Kältewelle im Januar allerdings, war das Modell auch auf der richtigen Spur. Lassen wir uns überraschen.

Zusammenfassend schätze ich den Wettercharakter der folgenden 2 Wochen wie folgt ein: eins zwei nasse Tage mit 12 bis 16°C Tageshöchstwert, dann ein, zwei trockene Tage mit zeitweiligem Sonnenschein und 15 bis 21°C. Klart es in einer Nacht nach einem Kaltlufteinbruch auf, kann die Temperatur durchaus auf 5°C sinken, erster Bodenfrost nach Monatsmitte ist auch nicht ausgeschlossen.

Ein Grossteil des eurasischen Kontinents ist derzeit unterkühlt. Dafür ist die Wärme südlich davon umso extremer – dort wo es sowieso schon unerträglich warm ist: In der Sahara beispielsweise. 5 Grad über dem Mittel sehen gar nicht gut aus, da es dort wahrscheinlich sowieso schon bei normalen Temperaturen deutlich über 30°C heiss ist.

Temperaturabweichungen von der Norm. Rot – zu warm, blau – zu kalt     Quelle: http://www.karstenhaustein.com/climate

In den letzten Jahren scheinen sich die klimatischen Verhältnisse auf der Nordhalbkugel im Winterhalbjahr bedeutend verändert zu haben. Die Arktis ist über weite Strecken massiv wärmer als noch zwischen 1981 und 2010. Dies wird unter anderem eine Folge des schwindenden Meereises sein, das warme Wasserflächen freigibt. Dafür sind Oktober und November im nördlichen Teil Asiens bedeutend kälter geworden! Eine Mögliche Theorie besagt, dass über dem warmen Meerwasser vermehrt Tiefdruckgebiete entstehen, die danach nach Sibirien ziehen und dort Schnee bringen, der danach Sonnenstrahlung reflektiert und kühlend wirkt. Ich wäre überrascht, wenn Sibirien nicht auch in diesem Herbst einen frühen Wintereinbruch erlebt. Diese Kälte könnte bei optimaler Wetterlage, die aber in den letzten Jahren selten eingetreten ist, teilweise nach Mitteleuropa gelangen und so auch uns einen richtigen Winter bescheren. Geschehen ist dies beispielsweise im Februar 2012 und Januar des aktuellen Jahres. Passt die Wetterlage aber nicht, was meistens der Fall ist, dann ist ein typischer “Klimawandelverseuchter” Winter die Folge, da die Meere um uns herum meist 1 bis 2 Grad wärmer sind als noch vor 20 Jahren und so bei Westwindwetter die Chancen auf Schnee nochmals gesunken sind.

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