Am Montag, dem 27.April 2015 verursachte ein Gewitter in der Region Schäden durch aussergewöhnliche Regenmassen.
Böse Überraschung
Ich hätte nicht im geringsten damit gerechnet, dass uns so etwas bevorsteht. Nur schon die Tatsache, dass derartige Gewitter praktisch ausschliesslich in der Zeit von Juni bis August auftreten, sprach schon gegen eine Unwetterwarnung. Da gab es aber noch den Föhn. Normalerweise gibt es an Föhntagen keine heftigen Gewitter, da der Föhn die Luft lange trocken hält. Am Montag war das aber etwas anders. Nur in Chur und Altdorf wurde Föhn registriert, weiter nördlich konnte er nicht vorstossen. Statt einer massiven Abtrocknung der Luftmasse, war sie am Abend in der Region St.Gallen immer noch recht feucht. Als sich dann östlich des Rheintals erste starke Gewitter bildeten, merkte ich langsam, dass der Föhn scheinbar nicht ausreicht, um Gewitter zu unterdrucken. Die Zelle brachte lokal heftige Regenfälle und viele Blitze.
Richtig los ging es dann später Abends, als sich im Zürcher Oberland in kurzer Zeit Gewitter mit aussergewöhnlichen Regenfällen bildeten. Als auf dem Hörnli mit 20 mm die höchste Zehnminutensumme seit Messbeginn registriert wurde, gab ich eine erste Warnung heraus. Die Lage verschärfte sich sogar noch: In der Region St.Gallen herrschte Bise, während sich aus Westen der Westwind durchsetzte. Dort, wo die beiden Winde aufeinander treffen (um Degersheim) würden sich wohl rasch neue und intensive Zellen bilden. Tatsache: Kurz darauf entwickelten sich auch dort mit rasender Geschwindigkeit heftige Gewitterzellen, die in Richtung Mörschwil zogen. Die Intensität habe ich aber massiv unterschätzt: Ich erwartete lokal 10 bis 20 mm. Es gab zwar auf dem Radar Anzeichen für Mengen zwischen 20 und 40 mm, doch ich wollte keine übertriebene Warnung herausgeben, was mir schon öfters passiert ist. In Mörschwil und der Umgebeung fielen in weniger als einer halben Stunde 30 bis 40 mm Sturzregen und in einer Stunde bis zu 50 mm.
Aussergewöhnliche Regenmengen
Meine Wetterstation mass in 6 Minuten 12mm Niederschlag. Die Zehnminutensumme lag bei etwa 18mm und so etwas kommt hier nur etwa alle 10 bis 20 Jahre vor! Doch es regntete heftig weiter und nach einer Stunde zeigte meine Wetterstation 50.1mm an. Dieser Wert übertraf sogar die Summe beim heftigen Unwetter vom 10.Juli 2011, das in der Region schwere Schäden anrichtete. Damals mass eine andere Station in Mörschwil etwa 40 mm in einer Stunde.
Die Stundesumme von 50.1 mm ist ebenfalls ein Ereignis, dass nur etwa alle 10 bis 20 Jahre zu erwarten ist, für meine Wetterstation ist es ein neuer Rekord. Die Menge können Sie sich vielleicht besser so vorstellen: Sie schütten auf jeden Quadratmeter in einer Stunde 33 1.5-Liter-Petflaschen, das ergibt soviel Wasser, wie am Montagabend von 22:47 bis 23:47 Uhr gefallen ist. Falls Sie zu dieser Zeit geschlafen haben, können Sie sich jetzt vielleicht vorstellen, wie das ausgesehen hat.
Der St.Gallerstrasse entlang floss ein Bach von etwa einem Meter Breite und das Wasser kam aus der Kanalisation heraus auf die Strasse, da sie massiv überlastet war. Auf unserem Parkplatz floss das Wasser nicht mehr ab und es bildete sich ein See.
In der Nacht regnete es noch weiter und bis Montagmittag kamen weitere 30.3 mm dazu. Schlussendlich wurden 80.4 mm erreicht. Dabei wurde auch der bisherige 24-Stunden-Rekord von 56 mm weit übertroffen. (Messbeginn: Dezember 2011)
Überflutungen und Erdrutsche
Zwischen Wil und Rorschach musste die Feuerwehr 70 Mal wegen überfluteten Kellern ausrücken. Die Hälfte der Einsätze betraf die Stadt St.Gallen. Auf die Bahnlinie St.Gallen-Rorschach ist zudem auf Tübacher Boden ein Murgang niedergegangen. (Murgang: Erde und Steine mit viel Wasser vermischt lösen sich aus einem Hang) Daraufhin musste der Bahnverkehr unterbrochen werden. Auch in Mörschwil wurden Keller überflutet. Scheinbar flossen Bäche mit über einen Meter Breite mitten durch Wiesen, wie sich am Dienstag bei einer Erkundungsfahrt gezeigt hat.
Erneut viel Regen erwartet
Nach einer kurzen Pause beginnt es im Verlaufe des Donnerstags wieder zu regnen. Vor Allem am Freitag fällt nochmal einiges an Niederschlag. Zwar sind die Mengen mit etwa 20 bis 40 mm geringer, doch auf den nassen Böden kann es nochmals lokal zu kleineren Überflutungen kommen. Auch der weitere Verlauf ist nass.