Vergangene Woche schneite es in der ganzen Ostschweiz sehr ergiebig. Am Donnerstag und Freitag, dem 14. und 15. Januar fielen bis in die tiefsten Lagen 30 bis 60 Zentimeter Neuschnee. Diese aussergewöhnlichen Schneemengen führten vielerorts zu Problemen, aber erfreuten auch viele.
Stationäre Luftmassengrenze
Verursacht wurden die Niederschläge durch eine Luftmassengrenze, die zwei Tage lang quer durch die Schweiz verlief. Am Donnerstagmorgen stiess kältere Luft aus Nordosten in die Schweiz vor. In Mörschwil sackte die Temperatur in kurzer Zeit von 3 auf 0 Grad ab und der Regen ging in kräftigen Schneefall über. Die scharfe Grenze von mild zu kalt arbeitete sich anschliessend langsam in Richtung Westschweiz vor, schaffte es aber nur bis etwa Bern. Die Umlagerungen der Luft an dieser Grenze führten zu ergiebigen Niederschlägen. Auf der kalten Seite schneite es in der Ostschweiz ununterbrochen bis in den Freitagvormittag hinein.
Jahrzehnt-Schneefall
Um etwa 6 Uhr Morgens fing es in Mörschwil am Donnerstag an zu schneien. Bis nach dem Mittag gab es bereits 25 Zentimeter Neuschnee. Innert sieben Stunden war der bisherige Rekord des täglichen Neuschnees seit 2012 schon beinahe erreicht. Am Freitagmorgen waren es bereits 54 Zentimeter und als der Schneefall am Freitagmittag schliesslich nachliess, waren es 57 Zentimeter. In der gesamten Ostschweiz wurden von Meteoschweiz innert 24 Stunden 30 bis 60 Zentimeter Neuschnee gemessen.
Mit einem halben Meter Schnee in Mörschwil in einem Tag wurde der alte Rekord vom 31.12.2014 mit 26 Zentimeter gerade verdoppelt! Auch die Schneehöhe von 57 Zentimeter am Freitagmittag toppte den bisherigen Rekord von 49 Zentimeter, gemessen ebenfalls am 31.12.2014.
Da meine Statistik erst neun Jahre zurück reicht, musste ich zur Einordnung des Ereignisses auf die Daten von Meteoschweiz von anderen Wetterstationen zurückgreifen. Im Blogbericht vom 15. Januar sind die Schneestatistiken von Zürich-Fluntern und Chur zu finden. Auch wenn beide Stationen recht weit entfernt sind, dürften sie eine grobe Einordnung des Ereignisses in Mörschwil erlauben. Dabei wurde aus Erfahrung angenommen, dass es in Mörschwil meist mehr schneit als in Zürich, und vermutlich ähnlich viel wie in Chur. Demnach gibt es in Mörschwil im Schnitt nur zwei bis vier Mal pro Jahrhundert so viel Schnee in einem Tag!
Nicht nur die Neuschneemengen, auch die Schneehöhen waren ausserordentlich gross:
Station, Meereshöhe in Meter | Maximale Schneehöhe zwischen dem 14. und 18. Januar 2021 |
Ricken SG, 836 | 105 |
St. Gallen SG, 776 | 75 |
Appenzell AI, 750 | 67 |
Mörschwil SG, 570 | 57 |
Widnau SG, 411 | 50 |
Arbon TG, 401 | 45 |
Frauenfeld TG, 397 | 38 |
Quelle: Meteoschweiz, Messwerte.
Gemäss einer Grafik im Wetterblog von Meteoschweiz vom 18. Januar lag in St. Gallen seit 1981 noch nie so viel Schnee wie am Montagmorgen.
Verkehrsbehinderungen und grosse Schneelast
Durch die grossen Schneemengen kam es zu Verkehrsproblemen. Viele Autofahrer hatten nur schon Mühe, aus den Parkplätzen zu kommen. Heikler war der Schnee auf den Bäumen, da er sehr gut kleben blieb und zu einer grossen Last wurde. Anhand der Niedeschlagsmengen kann davon ausgegangen werden, dass der Schnee ein Gewicht von rund 40 bis 80 Kilogramm pro Quadratmeter hatte. Daher brachen Äste ab, teilweise knickten sogar Bäume unter der Schneelast um.
Fotostrecke
Neben den angesprochenen negativen Auswirkungen, waren viele auch fasziniert und erfreut vom Schnee. Überall waren Leute mit Schlitten unterwegs, einige gingen auch Schneeschuhwandern. Mörschwil – und wohl die gesamte Ostschweiz – sah aus wie ein Skigebiet. Fussgänger mussten die Strasse benutzen, weil das Trottoir komplett verschneit war und erst mit der Schneefräse geräumt werden musste. Das Ereignis wird wohl vielen in Erinnerung bleiben. Zum Schluss möchte ich einige Impressionen aus dem tief verschneiten Mörschwil präsentieren: