Der März war bisher sehr windig. Nun beruhigt sich das Wetter etwas und es ist Zeit für eine Bilanz.
Am 4. März eröffnete das Tief “Bennet” die Parade der stürmischen Tiefdruckgebiete. Die Windspitzen lagen in der Ostschweiz meist um 80 Km/h. In Steckborn am Bodensee und in Oberriet im Rheintal waren die Böen orkanartig mit 103 beziehungsweise 111 Km/h. Meine Wetterstation in Mörschwil mass 52 Km/h, das entspricht 80 Km/h in freier Lage.
Der nächste Sturm liess nicht lange auf sich warten: In der Nacht vom 6. auf den 7. März folgte eine kräftige Föhnlage. Im Rheintal kam es zu orkanartigen Böen zwischen 87 Km/h in Oberriet und 117 Km/h in Altenrhein. Aber auch in St. Gallen wurden 95 Km/h gemessen, was für einen Föhnsturm dort ziemlich viel ist. Meine Wetterstation in Mörschwil in geschützter Lage registrierte eine Föhnböe von 55 Km/h, was ebenfalls auf rund 90 Km/h in freier Lage schliessen lässt. Für Mörschwil war es der stärkste Föhnsturm seit mindestens sieben Jahren. Durch die Sturmböen stürzten Bäume auf Strassen. Auf der Autobahn A1 bei Mörschwil fiel ein Baum auf ein fahrendes Auto. Verletzt wurde zum Glück niemand.
Es folgten einige ruhigere Tage bis am Sonntag, 10. März die nächsten Sturmböen durch die Ostschweiz fegten. Die Windspitzen lagen wieder bei 79 (Bischofszell) bis 93 Km/h (Steckborn). Im Rheintal wurden in Vaduz sogar 97 Km/h erreicht. Mörschwil passt gut ins Bild: Die Wettersation von Meteomörschwil mass 48.3 Km/h, von Hand habe ich 81 Km/h gemessen.
Nach zwei Tagen Verschnaufpause begann am 13. zur Wochenmitte der letzte Teil der stürmischen Phase. Vereinzelt kam es nochmals zu kräftigen Sturmböen, insgesamt war der Wind aber nicht mehr so stark wie in den vorangegangenen Stürmen. Die stürmischen Böen erreichten 65 (Bischofszell) bis 91 Km/h (St. Gallen). Spannend ist allerdings ein Ausreisser meiner Wetterstation am Donnerstagabend, der nicht ins Bild passt. In der Ostschweiz flaute der Wind langsam ab und es wurden nur noch stürmische Böen zwischen 65 und 80 Km/h gemessen. Die Wetterstation in Mörschwil registrierte eine für die Lage aber ziemlich kräftige Windböe von 58 Km/h. Erfahrungsgemäss ist dies vergleichbar mit 100 Km/h an offiziellen Stationen. Der Wert schaffte es auf Platz fünf der stärksten Böen seit Messbeginn vor sieben Jahren.
Dabei stellen sich aber gleich mehere Fragen:
Erstens: Wieso waren die Windböen kurz vor und nach dem Ereignis deutlich schwächer? Zweitens: Warum lag der Mittelwind, gezeigt durch die blaue Linie, lediglich bei 16 Km/h? Bei Böen gegen 60 Km/h erreicht der Mittelwind normalerweise über 20 Km/h. Wie kann es sein, dass die offiziellen Wettersationen in der Umgebung nur Windspitzen zwischen 65 und 75 Km/h registrierten? Die gemessene Windspitze meiner Station liesse auf 90 bis 100 Km/h schliessen.
Ich kann die Fragen leider nicht abschliessend beantworten. Aber ich würde bei der Böe auf einen mehr oder weniger zufälligen lokalen Ausreisser tippen. Aufgrund der unvorteilhaften Lage des Windmessers in einer Siedlung, ist der Wind normalerweise deutlich schwächer als in freier Umgebung. Allerdings nimmt auch die Böigkeit zu. Es ist möglich, dass bei gewissen Windrichtungen Kanalisierungseffekte auftreten. Vor sechs Jahren habe ich mir schon einmal den Kopf über eine solche “Geisterböe” zerbrochen. Damals war aber auch der Mittelwind stärker.
Ein Widerspruch zur Messung findet sich auch in der Wetterlage: Am Donnerstagabend lag die Schweiz unter einer Warmfront. Dabei gleitet warme Luft auf die kalte auf und dabei kommt es meist nicht zu besonders starken Böen. Letztendlich gehe ich von einem für den Messort korrekten Messwert aus. Dieser wird aber wohl kaum repräsentativ für die Umgebung sein.
Nun steht uns ein recht warmes Wochenende bevor: Von Samstagmittag bis Sonntagnachmittag gibt es viel Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen. Eine kältere Luftmasse steht aber bereits wieder vor der Tür…