Am vergangenen Dienstag kam es an der Kaltfront eines Tiefdurckgebiets namens “Lolita” stellenweise zu unerwartet heftigen Windböen. Ich verfolge die Wetterlage aktuell meist nur grob. Da die mir bekannten Wetterdienste nur vor einem normalen, “leichten” Wintersturm warnten, beobachtete ich die Lage nicht, da ich nur bei stärkeren Ereignis (verbreitet Böen >90 Km/h) warne. Ich war in Zürich in der Bibliothek und bekam vom Sturm rein gar nichts mit. Ich staunte nicht schlecht, als ich erfuhr, dass sowohl in Zürich als auch in St. Gallen Orkanböen registriert wurden – die zu den stärksten seit Messbeginn gehören. In St. Gallen und im Nordrand der Stadt Zürich gehören die gemessenen Windspitzen laut Meteoschweiz zu den Top 3 seit Messbeginn vor 40 Jahren.
Windspitzen in der Ostschweiz unter 800 Metern, >90 Km/h:
St. Gallen 120 Km/h
Bad Ragaz 104 Km/h
Altenrhein 96 Km/h
Schmerikon 91 Km/h
Quelle: Meteoschweiz aktuelle Messwerte
In Teufen wurde zudem von einer nicht offiziellen Station eine Orkanböe von 129 Km/h gemessen. Die Station ist seit 2013 in Betrieb und der bisherige Rekord war knapp über 100 Km/h! Am Flughafen Zürich wurden 110 und in Affoltern 123 Km/h gemessen, dies von Meteoschweiz. Die Böen ereigneten sich jeweils beim Kaltfrontdurchgang. An einer Kaltfront werden die Luftmassen vertikal stark umgelagert, was dazu führen kann, dass der starke Höhenwind direkt zum Boden umgelenkt wird. Dort wo dies geschah kam es dann recht lokal zu den erwähnten Orkanböen. Die Kleinräumigkeit zeigt sich auch in meinen Messwerten, weniger als 10 Kilometer von St. Gallen entfernt: Mit 46 Km/h (geschützte Lage!) lag die Böenspitze weit entfernt vom Rekord.
Neben einigen Bäumen, die umknickten, wurde in St. Margrethen ein Lieferwagen auf der Autobahn umgeweht. Für die Intensität der Böen waren die Auswirkungen in der Ostschweiz recht gering. Auch in der Stadt Zürich habe ich bisher nichts von Sturmschäden gesehen.
Nun wird es am Wochenende sehr mild mit rund 12 Grad, bevor am Dienstag und Mittwoch eine Kaltfront einen deutlichen Temperaturrückgang und sinkende Schneefallgrenze bringt.