Gestern Abend zogen kräftige Gewitter aus dem Raum Zürich über St. Gallen bis an den südlichen Bodensee. Teilweise hatten sie kleinen Hagel und Sturmböen im Gepäck, wie in Altenrhein wo eine 80 Km/h Windböe gemessen wurde.
Die kleine Hitzewelle bleibt auch heute bei uns, sei es nun ein Fluch oder ein Segen. Erneut erwarte ich an meiner Wetterstation einen Höchstwert von 31°C und generell liegen die Temperaturen in tieferen Lagen in diesem Bereich. Die Feuchtigkeit hat aber seit Donnerstag deutlich zugenommen, was einer der Gründe für die gestrige abendliche Abkühlung war. Somit fühlen sich heute die 31°C wesentlich unangenehmer an als noch am Donnerstag. Diese Luftmasse ist sehr energiereich, was sich in MLCAPE-Werten um 1000 J/Kg äussert (falls Sie mit dem Wert etwas anzufangen wissen). Das Fragezeichen stelle ich wie eigentlich immer vor den Auslösemechanismus, der nötig ist, damit überhaupt irgendein Gewitter entsteht. Grundsätzlich herrscht nämlich leichtes Absinken vor, das Gewittern entgegenwirkt. Aber wenn sich Konvergenzen bilden, dann können die einzelnen Gewitter dagegenhalten und umso heftiger werden nach pausenloser Einstrahlung. Selbst die Wettermodelle sind sich uneinig über die Aktivität in der Ostschweiz. Das reicht von Gewittern ausschliesslich östlich des Bodensees von über eine Gewitterlinie nach Mitternacht bis zu einem regelrechten Gewittersturm-Unwetter am Bodensee am Nachmittag.
Was ist realistisch? Für mich ist das echt schwierig zu sagen, aber in diversen Modellen tauchen verbreitete Gewitter nach Mitternacht auf, möglicherweise in einer Gewitterlinie. Mir scheint, dass es sich dabei um einen Gewitterkomplex aus Frankreich handelt, der in den Nachmittagsstunden in einem Tief entsteht und danach mit der Höhenströmung und viel “Nahrung” in Form von feuchtwarmer und labiler Luft “auffressend” nach Westen zieht und vor Mitternacht die Schweiz erreicht. Nach Mitternacht dürfte er die Ostschweiz erreichen und zunehmend “sterben” da die Labilität ohne Sonneneinstrahlung abnimmt. Trotz allem sollte es noch für Blitze reichen. Interessant ist nach dem Durchschauen der Wettermodelle auch der Nachmittag. Über dem Appenzellerland kann sich durchaus das eine oder andere Gewitter entwickeln. Aber dem grossen Bodenseeunwetter stehe ich skeptisch gegenüber. Da müssten die Winde anderer Gewitter irgendwie zusammenlaufen, dann wäre dieses Szenario möglich, aber das wäre dann doch Zufall. Es ist zweifelsfrei so, dass bei solchen Wetterlagen ziemlich heftige Überraschungen möglich sind. Am 18. Juni 2013 entwickelten sich nach einem sonnigen Hitzetag ohne Kaltfront schwere Gewitter. Zwischen Rorschach und Horn kam es zu derart heftigen Sturm-, vielleicht gar Orkanböen, dass sogar sturmresistente Pappeln umgeworfen wurde. Die Lage war allerdings doch noch ein bisschen anders als die heutige, es soll nur zeigen, dass es plötzlich unerwartet schnell gehen kann.
Fazit:
Heute Nachmittag über den Bergen Gewitter, auch im Fürsteland und am Bodensee wären Gewitter im Bereich des Möglichen. Der Abend gestaltet sich dann nach meiner Einschätzung ruhiger, bevor nach Mitternacht möglicherweise ein sich langsam auflösender Gewitterkomplex von Westen her diesmal eher im Thurgau für Action sorgt. Für das Arboner Seenachtsfest sehen diese Prognosen eher gut aus, da im besonders kritischen Zeitraum zwischen 19 und 24 Uhr das Gewitterrisiko wieder sinkt. Aber Gewitter sind unberechenbar – man weiss nie wo das nächste Unwetter hinziehen wird. Da das Fest in Stadtnähe ist, besteht allerdings weniger Risiko als an einem abseits gelegenen Openair. Ich denke irgendwann im Verlauf des Abend, am ehesten nach Mitternacht wird man am Seenachtsfest mal nass, aber grösstenteils ist das Wetter schön wie schon 2016 und 2015.