Nach dem extremen Glücksfall meiner Wasserhosensichtung letzten August war das Glück am Mittwoch nicht so ganz auf meiner Seite. Am späten Dienstagabend schaute ich mir noch einmal die Wetterkarten an. Der warme See und der Trog mit Kaltluft waren geradezu prädestiniert für die Bildung einer Wasserhose. Ich überlegte mir, früh aufzustehen und an den Bodensee zu fahren. Aber da die anderen Sturmjäger in der Schweiz nicht auf das Wasserhosenpotential aufmerksam machten, dachte ich mir, dass das nichts wird. Der Wind in der Höhe war wohl einfach zu stark und würde den Wirbel regelrecht zerfetzen.
Umso grösser die Überraschung als ich gut ausgeschlafen aufwachte. Ich hörte gleich von einer Wasserhosensichtung vor Staad, wobei mir natürlich gerade eine Reihe von Fluchwörtern durch den Kopf schoss. Ich habe mich seit August auf eine weitere Wasserhose gefreut und nun habe ich sie verpasst. Immerhin bleibt ein Trost: Der “Rüssel” war nicht so imposant wie jener Anfangs August 2016.
Natürlich fand das Ereignis grosse Resonanz in den Medien. Dies verstehe ich gut, auch für mich ist eine Wasserhose – ein Tornado über einem See – ein extrem Spektakuläres Ereignis. Allerdings haben die Ostschweizer scheinbar das Gefühl bekommen, in diesen Apriltagen müsse es noch weitere Windhosen geben und das auch auf dem Land, also Tornados. Zumindest zeugt davon ein Artikel aus FM1Today: Link.
Ein Leser meinte, im Rheintal einen kleinen Tornado beobachtet zu haben.
Zugegeben: An den Bodensee-Tornado kommt dieses Exemplar nicht ran. Es könnte sich sogar lediglich um lokalen Wolkenbruch handeln. Entscheidet selbst.
Immerhin behauptet FM1 nicht fest, es handle sich um einen Tornado. Und sie haben wohl recht mit der Vermutung, es könnte sich “sogar” lediglich um einen Wolkenbruch handeln. Das sind zweifelsfrei ganz normale Fallstreifen von fallendem Niederschlag in Form von Schnee und Graupel. Aber die Überschrift “Mini-Tornado wütet jetzt auch im Rheintal” hätte FM1 sich sparen können. Das einzige, was hier gewütet hat, ist etwas viel Phantasie. Die Leser sind sich dafür zu 78% einig, es handle sich um einen Wolkenbruch. Ein Tornado wäre bei der aktuellen Lage sehr unwahrscheinlich. Generell sind Tornados in der Ostschweiz sehr selten, aber dennoch gibt es sie mit ziemlicher Sicherheit. Ein Filmdokument existiert noch keines, aber aufgrund von Schadensanalysen, Augenzeugenberichten und Wetterdaten, ist davon auszugehen, dass es im Thurgau alle paar Jahre zu einem schwachen, kurzlebigen Tornado kommt.